Individuelle Zielvereinbarungen mit Projektmitarbeitern

Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor:

Der Projektmitarbeiter Müller wurde gerade von seinem Projektleiter zum Kritikgespräch gebeten: "Sie wissen, Sie sind einer meiner besten Mitarbeiter. Sie sind fleißig, pünktlich, kreativ, fachlich kompetent und - und - und."

"A b e r ! :

1. Sie sind ...

2. Sie haben nicht ...

3. usw."

Die Sache ist m. E. endgültig gelaufen!

Warum? Nun, neben den persönlichen Anschuldigungen, die kein Mensch gut verkraften kann und motivierend empfindet, basiert die Beurteilung auf dem ganz persönlichen Maßstab des Projektleiters. Er macht sich damit zum absoluten "Richter über Leben und Tod"!

Wie wirkt dagegen folgendes:

Herr Müller, lassen Sie uns darüber reden, wie die Arbeit, die wir vereinbart haben, gelaufen ist. Und lassen Sie uns auch darüber reden, wo Hindernisse auftraten und woran es gelegen hat, daß etwas nicht - wie vereinbart - gelaufen ist.

Damit wird das frühere Zielvereinbarungsgespräch zum Maßstab der Beurteilung und Kritik und der mehr oder weniger geglückte Verlauf zum Gegenstand des Gesprächs.

Dabei kann und muß man durchaus zur Sache kommen und keineswegs ein "Schmusegespräch" führen, allerdings kann es auch sein, daß das Gespräch zum Kritikgespräch für den Projektleiter wird! Was soll´s!? Auf jeden Fall läßt sich das Gespräch anschließend noch weiterführen über die Frage: "Und wie verhindern wir Ähnliches? Wie gehen wir etwas Neues an?"

Aus diesem Grund vertrete ich die Ansicht, daß jede Vergabe eines Auftrags an einen Mitarbeiter eine individuelle Zielvereinbarung sein soll. Und Vereinbarungen sind eine bilaterale Angelegenheit, die im Miteinander zustande kommen und nicht durch Vorgaben! Damit wirken Vereinbarungen auch wesentlich verpflichtender, hat doch der Mitarbeiter Einfluß darauf gehabt und akzeptiert, aber notfalls auch die Chance gehabt, nein zu sagen!

Damit man eine Vereinbarung treffen kann, müssen natürlich beide Seiten wissen, worum es geht. Auf so ein Gespräch bereitet der Projektleiter sich vor und macht sich Notizen, um nichts zu vergessen. Diese Skizzen - ergänzt um Gesichtspunkte, die sich aus dem Gespräch ergeben haben - erhält der Mitarbeiter in Kopie. Somit ist der Arbeitsauftrag an einen Projektmitarbeiter schriftlich erfolgt. Es ist eine Arbeits-Vereinbarung mit Vertrags-Charakter, deren Einhaltung verbindlich für beide Seiten ist.

Der Arbeitsauftrag an den Mitarbeiter muß mindestens enthalten:

Arbeitsaufgabe
Aufgabenziel, Ergebnisziel, Qualitätsziel
Arbeitsschritte, Methodeneinsatz
Dokumentationsinhalte

Schnittstellen
Abstimmungsbedarf,
Ansprechpartner

Informationsquellen
Dokumentationen, Programme,
Datenbanken,
Personen

Zeit- und Kostenvorgaben
Zwischentermine,
Abliefertermine
Zeit- und Kostenbudgets

Comic

(Siehe hierzu auch Tip "Wie verpflichte ich meine Mitarbeiter zur Qualitäts-, Kosten- und Termineinhaltung?")