Mitarbeiterfortbildung - Stiefkind im Projekt?
In unserer heutigen Arbeitswelt muß
gespart werden (Fast hätte ich gesagt: Koste es, was es wolle!), und wo kann man am
leichtesten sparen? Richtig: An der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter!
Das diese Methode in den letzten
Jahren
sehr breit angewandt worden ist,
muß ich Ihnen sicher nicht beweisen. Aber daß diese Vorgehensweise bei längerer
Anwendung auch ihre Nachteile hat, ist ebenso wenig umstritten!
Machen wir eine Gleichung auf:
Fürs Projekt
erforderlicher Bildungsstand |
- |
Vorhandene Bildung |
= |
Bildungsdefizit |
und gleich noch eine weitere
Gleichung:
Bildungsdefizit |
- |
Durch eigene Mittel
abdeckbar |
= |
Bildungsbedarf |
Daraus sieht man ganz klar:
Bis zu einem gewissen Grad kann
man ein Defizit durch entsprechende Einsatzplanung der Mitarbeiter umschichten.
Durch Mehrleistung des
Projektleiters können Lücken geschlossen werden.
Ausbildung vor Ort hält zwar
unheimlich auf, ist aber auch ein Instrument.
Bildungsbedarf, der nicht
abgedeckt wird, kostet mit der Zeit auch ganz schön!
Fortbildung ist Zukunftssicherung,
auf die man nur kurz- aber nicht mittel- bis langfristig ungestraft verzichten darf.
Wer kümmert sich um den
Bildungsbedarf?
Sie als Projektleiter haben in Ihrer
Projektstrukturplanung Arbeitspakete definiert, zu deren Realisierung sie jeweils
Mitarbeiter einer bestimmten (nicht überall gleichen) Qualifikation benötigen. Die
Anforderungsprofile haben Sie definiert. Und wie steht´s mit der Abdeckung durch die
vorhandenen Mitarbeiter?
In den letzten Jahren hat die Anzahl
der Anfragen an mich wie: "Was mache ich mit zu wenig qualifizierten
Mitarbeitern?" und "Was mache ich, wenn ich nicht die richtig qualifizierten
Mitarbeiter habe?" enorm zugenommen! Da die Menschen kaum dümmer geworden sind, muß
es wohl an der fehlenden Aus- und Weiterbildung liegen.
In meinen Seminaren höre ich bei
den Teilnehmern dagegen immer wieder: "Am Geld ist es noch nie gescheitert, wenn ich
eine Ausbildung gebraucht habe". Woher dann dieser - scheinbare - Widerspruch?
Ich denke, es hat damit zu tun:
Das Projektmanagement als Methode
geht - leider - davon aus, daß einem Projekt aus der Umgebung die notwendigen und passend
ausgebildeten Mitarbeiter zur Auswahl stehen. Es sagt nichts über »Aus- und
Weiterbildung«. Auch ist es einem Projektleiter nicht zu verdenken, daß er in der
Startphase andere Sorgen hat, als sich um die Aus- und Weiterbildung teilqualifizierter
Mitarbeiter zu kümmern. Wenn sie ihm dann endlich zur Verfügung stehen, geht es mit
Volldampf ans Projekt.
Der disziplinare Vorgesetzte kennt
die spezifischen Anforderungen aus dem Projekt bisweilen gar nicht und wenn, dann ist ihm
auch nicht zu verdenken, wenn er noch andere Sorgen hat, als seine Mitarbeiter darin zu
ertüchtigen, "möglichst geeignet zum Ausleihen zu sein"!
Zentrale Aus- und
Weiterbildungskonzepte sind out, wenn sich also die Mitarbeiter nicht selbst darum
bemühen, fallen sie zwischen die Stühle!
Was kann geschehen?
Jeder Projektleiter sollte bei der
Rückführung seiner Mitarbeiter am Ende eines Projektes dafür sorgen, daß das Verhalten
und die Verdienste seiner Mitarbeiter im Verlauf des Projektes nicht "verloren gehen" sondern in
deren Personalunterlagen eingehen. Also spricht er mit dem zuständigen Partner - das ist
i. allg. der disziplinarische Vorgesetzte - über eine Beurteilung des Mitarbeiters. Das
Einfachste ist, er übergibt ihm eine fix und fertig ausgefüllte hausübliche
Beurteilung, dann kann er entscheiden, ob sie wie erstellt ausgehändigt oder in eine
spätere Beurteilung eingearbeitet wird. Dabei kann der Projektleiter gleichzeitig einen
Weiterbildungsvorschlag unterbreiten, der der individuellen Situation des Mitarbeiters
angemessen ist und für ihn ein gutes Wort einlegen! Das ist Belobigung und Motivation
für diesen und vielleicht begegnen sie als Projektleiter ihm gern in einem weiteren
Projekt wieder!
Derzeit unüblich und
möglicherweise nicht revisionsfest ist folgender Vorschlag: Nicht voll ausgeschöpfte
Puffer am Projektende könnten als Aus- und Weiterbildungsetat für verdiente und
engagierte Mitarbeiter verwendet werden, denn schließlich haben auch sie mit ihrer
Leistung zu diesem Erfolg beigetragen!
Was hindert Sie daran, Ihrem
Lenkungsausschuß diesen Vorschlag im Rahmen des Projektabschlusses zu unterbreiten und
eine Fortbildungsplanung dazuzulegen? Die Mitarbeiter werden es Ihnen danken und Sie als
fürsorglichen Projektleiter preisen, mit dem sie gerne wieder zusammenarbeiten wollen.
|