Welche Merkmale sollte ein objektorientiertes Projektmanagement haben, um zyklische und risikobehaftete objektorientierte Entwicklungsprozesse erfolgreich zu steuern?

Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt ist ein professionelles Projektmanagement durch einen Projektleiter, der das Handwerk der Objekttechnologie kennt und dabei stets ein klares Ziel (Kundenziele, konkrete Meilensteine, Entwürfe, Objektmodelle, Prototypen, Architekturziele, Qualitätsziele) vermittelt.

Schätzen von Zeit und Kosten ist bei objektorientierten Projekten wegen der rasch veränderlichen Technologie komplexer als bei anderen Projekten und sollte aufgrund von bisherigen Projekterfahrungen, des Qualifikationsstands der eingesetzten Mitarbeiter und ergänzend unter Zuhilfenahme von objektorientierten Metriken erfolgen.

Projektpläne enthalten lineare Aktivitäten und müssen daher frei von Zyklen sein. Der Projektleiter linearisiert die inkrementellen Zyklen und bildet diese auf einen linearen Projektplan ab. Für den resultierenden Projektplan empfehle ich zwei ergänzende Granularitäten: einen groben Gesamtplan ergänzt durch eine rollierende Feinplanung im Kontext des möglichst stabilen Gesamtplans.

Die ideale Größe eines objektorientierten Projekts ist eher klein: 2-6 Mitarbeiter, ein Projektleiter und ein Coach. Innerhalb des Projekts und zwischen Projekt- und Linienorganisation sollten klare Zuständigkeiten und spezifische objektorientierte Rollen vereinbart werden. Größere Projekte sind nur als Multiprojekte effizient organisierbar.

Auf die Verfügbarkeit der eingesetzten Mitarbeiter für das geplante Projekt ist zu achten. Insbesondere ist eine ausreichende Zeit für die Projektarbeit vorzusehen. Eine Verfügbarkeit von 100% ist anzustreben.

Mindestens 50% der Projektzeit sollten für Information, Denken, Konzeption, Abstimmung, Diskussion, Dokumentation vorgesehen werden. Höchstens 50% der Projektzeit ist für Implementation und Test zu reservieren.

Auf eine pragmatische risikoadaptierte Lösungsstrategie kommt es an: Erstelle mit 20% Aufwand 80% der Lösung! Identifizierte Risiken müssen frühzeitig angegangen werden. Einfache und stabile Lösungen sind wichtiger als Schnörkel oder graue Theorie.

Änderungsanforderungen sollten zuerst erfasst und bewertet, dann erst gezielt umgesetzt werden. Möglicherweise müssen nicht alle Änderungen (sofort) umgesetzt werden. Für die einzuhaltenden Kosten und Termine ist es bedeutsam, ob (eventuell mit dem gesamten Projektteam) noch ein zusätzlicher Sonderzyklus durchgeführt werden muss.

Der Projektleiter eines objektorientierten Projekts sollte folgende Optimierungsregel konsequent beachten: Steuere das Projekt stets nach einer klar (im Dialog mit dem Auftraggeber) festgelegten Priorisierung folgender Faktoren: Zeit, Kosten oder Inhalt (Qualität). Optimiere alles nach dem mit Priorität eins festgelegten Faktor.

Auf keinen Fall:
  • Ewige Suche nach der richtigen Plattform, Programmierumgebung, Methode, CASE-Werkzeug, Architektur oder Bibliothek
  • Schulungsorgie
  • Mega-Team; Vorsicht bei einer Teamgröße ab 7 Mitarbeiter
  • Eine Heerschar von inkompatiblen Lieferanten
  • Immer das Neueste vom Neuen; Größte Vorsicht vor neuen noch nicht erprobten Technologien und vagen Produktankündigungen
  • Projekt-Bürokratie; Vorsicht vor zuviel Papier. Auf die Substanz (Struktur) kommt es an
  • System gegen den Rat der Benutzer und Fachexperten entwickeln.