Ich will die Fahne gern ein wenig tiefer hängen, denn für "corporate... was-auch-immer" können wir nur sehr bedingt gerade stehen. Aber für "team culture" oder "project cultur" schon viel eher.

Einverstanden? Auch wenn diese Begriffe nicht so gebräuchlich sind?

Dazu eine Geschichte: Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal Griechenland bereiste, beobachtete ich eine Sitte, an der ich immer mehr Gefallen gefunden habe. Ich nenne sie daher die "griechische Sitte".

Und was geschah da?

Heute abend ist bei Costas ein Fest. Das ganze Dorf ist geladen und ich als Fremder auch! Es biegen sich die Tische, denn Costats lässt alles auffahren, was das Haus zu bieten hat, und schließlich lässt er sich nicht lumpen. Heute, wo er die Ehre hat, der Gastgeber zu sein. Es wird gegessen und getrunken, getanzt und gelacht und wenn das Fest zu Ende ist, ist Costas erst mal Pleite.

Aber das macht überhaupt nichts, denn morgen abend feiert Dimitri das Fest und die Tische biegen sich dort und es wird gegessen und getrunken......

Und übermorgen ist bei Niko ein Fest....!

Und wenn das ganze Dorf durch ist, ist Costas wieder bei Kasse und läutet die nächste Runde ein...!

Wenn wir hier einmal Halt machen und einen Strich unter jede Rechnung machen und vergleichen, wie es bei uns so üblich ist, dann können wir feststellen, dass jeder dort genau so auf seine Rechnung kommt. Keiner kam kurz. Jeder hat gleich viel bekommen wie nach unserer Methode, bei der sich jeder primär um seinen eigenen Vorteil kümmert.

Einen Unterschied gibt es doch: Im einen Fall stehen atmosphärisch Abgrenzung, Festhalten, Ich-Bezogenheit, Zusammenraffen usw. im Raum. Im anderen Fall Gastfreundschaft, Schenken, Großzügigkeit, Gemeinsamkeit und das Miteinander im Vordergrund.

Ist das nicht schöner?

Daraus stammt der Leitspruch:

"Im Projekt sei jeder zuerst einmal der Diener des anderen!"

Also, führen Sie erst einmal die "griechischen Sitten" ein!
(Und meine griechischen Freunde mögen mir verzeihen, wenn ich zu oberflächlich beobachtet haben sollte.)

Ach ja, und warum diese Sitte in Griechenland heute immer seltener zu beobachten ist? Nun, vielleicht, weil zu viele Touristen das Spiel nicht richtig verstanden haben und immer nur Mitesser waren. Irgendwann muss man halt auch selbst mal eine große Runde schmeißen.